Raiffeisen Bank International startet skalierbare Finanzplattform mit AWS

Vor etwa 5 Jahren brauchte Raiffeisen Bank International (RBI) eine Veränderung. Die IT-Organisation hatte Schwierigkeiten, die von der RBI erwartete Agilität und Flexibilität zu bieten. Die Mitarbeiter waren damit beschäftigt, Kapazitätsprobleme zu lösen und den Datenverarbeitungsbedarf zu decken, also beschloss die Bank, alle neuen Initiativen mit Blick auf eine Cloud-Lösung zu entwickeln.

RBI ist ein führender Finanzdienstleister in Österreich und Mittel- und Osteuropa mit einer Präsenz in 13 Ländern. Die Bank bietet Firmen-, Investment-, Privatkunden- und Private Banking sowie andere Finanzdienstleistungen wie Vermögensverwaltung, Versicherungen und Fusions- und Akquisitionsdienstleistungen an.

Sie entschied sich für Amazon Web Services (AWS) als ersten öffentlichen Cloud-Anbieter und begann mit der Entwicklung der Merlin-Plattform, die ihr Ziel unterstützen sollte, digitale Produkte zu entwickeln und anzubieten, die stärker auf die Kunden ausgerichtet sind. Zu diesen Produkten gehören eine mobile Banking-App, ein Unternehmens-Webportal und Open-Banking-Funktionen, die mit den Vorschriften der überarbeiteten Zahlungsdiensterichtlinie übereinstimmen.

Im Jahr 2019 wurde Merlin zur Grundlage für eine zentralisierte digitale Plattform, die den Bedürfnissen der Kunden der RBI im Devisenhandel gerecht wird.

In vielen Märkten, die von RBI bedient werden, nutzten ihre Tochterbanken zuvor Devisenhandelsplattformen, die veraltet waren, ein schlechtes Kundenerlebnis boten und teuer im Betrieb waren. Einige Märkte boten überhaupt keinen digitalen Service an.

Die R-Flex-Plattform der RBI wurde mit agilen Methoden und wiederverwendbaren Code-Blöcken entwickelt, die von Merlin ermöglicht werden. So können die Funktionen mit geringem Aufwand auf die verschiedenen Tochterbanken von RBI ausgeweitet werden. So kann RBI den Service auf verschiedene Märkte ausweiten und gleichzeitig die Kosten im Griff behalten.

„Unsere Vision war es, eine einfache und intuitive digitale Lösung anzubieten, denn die meisten unserer Kunden brauchen keine übermäßig komplexe Devisenhandelsplattform – sie brauchen etwas Einfaches, bei dem sie Währungen kaufen und verkaufen können und sofort die Auswirkungen auf ihre Konten sehen und ihren Kontostand überprüfen können“, sagt Pavla Delmotte, Sales Steering Leader, Capital Markets, Corporate and Retail Sales bei RBI.

Rumänien diente als Pilotmarkt für R-Flex, die Einführung erfolgte Anfang 2021. Ein zweiter Markt, Kroatien, wurde kürzlich hinzugefügt. Das Entwicklungsteam von RBI konnte R-Flex jedes Quartal aktualisieren und plant, es bald in weiteren Märkten einzuführen.

Mit den Funktionen von Merlin bietet R-Flex eine einfache, browserbasierte Benutzeroberfläche, über die Geschäftskunden Transaktionen in Fremdwährungen durchführen können.

Es bietet RBI-Kunden ein einfaches Dashboard, mit dem sie alle Konten kontrollieren und auf Echtzeitkurse zugreifen können. Sie kann so angepasst werden, dass sie die Währungen anzeigt, die der Kunde am häufigsten handelt. Jedes Währungsfenster zeigt Live-Kurse für Kauf und Verkauf an. Nach Abschluss einer Transaktion sehen die Kunden den aktualisierten Kontostand nahezu in Echtzeit und können die Liste der Transaktionen in Echtzeit verfolgen.

Seit der Markteinführung in Rumänien Anfang 2021 haben rund 800 Unternehmen R-Flex aktiv genutzt und mehr als 6 800 Transaktionen mit einem Handelsvolumen von 603 Millionen Euro durchgeführt. Kunden, die R-Flex nutzen, haben in diesem Jahr 48 Prozent mehr Volumen gehandelt als im gleichen Zeitraum 2020.

RBI plant, R-Flex ständig zu verbessern. Und dank der Art und Weise, wie die Plattform aufgebaut ist, wird das Unternehmen in der Lage sein, „schnell auf Kundenbedürfnisse zu reagieren und R-Flex auf der Grundlage der Kundenwünsche zu entwickeln – und dabei flexibel zu bleiben“, so Delmotte.

„Es geht um einen modernen Ansatz für den Devisenhandel, eine gemeinsame, einheitliche Plattform innerhalb der RBI-Gruppe, und dank AWS können wir die Beschränkungen überwinden, die unsere Entwicklung in der Vergangenheit behindert haben“, sagt Cywinski.

Derzeit nutzen mehr als 50 RBI-Technikteams in Österreich und den Ländern in Mittel- und Osteuropa Merlin. Sie entwickeln und betreiben mehr als 170 Microservice-Umgebungen in AWS. 

Die Möglichkeiten, die Merlin bietet, haben dazu beigetragen, die Arbeitskultur der Bank zu verändern und sie in allen Bereichen agiler zu machen. RBI hat zum Beispiel das Zwei-Pizza-Teammodell von Amazon übernommen, also die Idee, dass Teams so klein sein sollten, dass zwei Pizzen ausreichen, um alle Teammitglieder satt zu machen, um den Kommunikationsaufwand zu reduzieren und die Teams stärker auf ihren Zweck zu konzentrieren. Diese kleineren Teams arbeiten fachübergreifend, nicht nur in der IT und im Bankwesen.

RBI zielt darauf ab, die Fähigkeiten von AWS zu nutzen, um zu einem No-Ops-Modell überzugehen. Auf diese Weise können verschiedene Teams unabhängig voneinander mit Merlin arbeiten und müssen nicht darauf warten, dass andere Teams mit ihren Projekten vorankommen.

„Wenn alles als Code vorliegt – die Infrastruktur, die Konfiguration und die Anwendungen – wird man nicht nur den manuellen Aufwand los, sondern erhält auch die Möglichkeit, sie in verschiedenen Umgebungen einzusetzen“, sagt Stephan Lippert, Merlin Product Owner, Platform and Services for Cloud-based Banking Products, RBI. „Dadurch werden Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Teams aufgelöst, sodass die Leute nicht aufeinander warten müssen.“

Dieser Ansatz bedeutet, dass die Mitarbeiter:innen, die Produkte entwickeln, keine Expert:innen für die Technologie sein müssen. „Es ist wirklich stark, wenn man innerhalb der Teams völlige Autonomie hat“, sagt Cywinski.

Der Einsatz von AWS ist auch Teil der Strategie von RBI, die beste Technologie zu nutzen, um die besten Entwicklertalente anzuziehen und so Innovationen zu fördern. Die Bank plant, ihre mobilen Fähigkeiten weiter auszubauen und datenorientierter zu werden, indem sie nach Möglichkeiten sucht, Einblicke in das Kundenverhalten zu erhalten.

Die digitale Transformation, die durch AWS ermöglicht wird, trägt auch zu dem Bestreben von RBI bei, weniger wie ein herkömmlicher Finanzdienstleister und mehr wie ein Softwareunternehmen zu agieren – mit einem stärkeren Fokus auf das Benutzererlebnis und einem automatisierten und iterativen Freigabeprozess für neue digitale Produkte und Services, der das Bestreben von RBI unterstützt, die empfehlenswerteste Finanzdienstleistungsgruppe in der Region zu werden. 

Lippert sagt, dass sich die Vorteile hervorragend summieren: „In der Finanzbranche findet man selten eine solche gemeinsame Basis und Plattformen wie Merlin, die wirklich skalierbar sind und sich an lokale Anforderungen anpassen.“