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Die Warnsignale einer ins Stocken geratenen Cloud-Migration

von Rostislav Markov, Principal Architect, AWS Professional Services

Gerät Ihr Cloud-Migrationsprojekt ins Stocken, kann dies die Realisierung des damit verbundenen Geschäftsplans erheblich beeinträchtigen. Um so wichtiger wird es, die Warnsignale eines drohenden Projektstillstands zu erkennen. Im Folgenden befassen wir uns mit fünf großen Warnsignalen, auf die jeder Cloud-Migrationsleiter achten sollte. Reagiert man frühzeitig auf die sich anbahnenden Probleme, lässt sich der Stillstand im Projekt vermeiden.

Warnsignal 1: häufige Änderungen im Projektumfang

Ein erstes Anzeichen dafür, dass die Dinge nicht reibungslos laufen, ist, wenn sich die Liste der Geschäftsanwendungen, die in die Cloud migriert werden sollen, häufig ändert. Einige Anwendungsbesitzer mögen nicht vollständig über den Umfang der Migration informiert worden sein und setzen die Migrationsaktivitäten auf Eis. Andere stellen den Zeitpunkt der Cloud-Migration wiederholt in Frage oder verlangen zusätzliche Vorarbeiten, um sich vom Nutzen der Migration zu überzeugen. Beim Cloud-Migrationsleiter häufen sich zunehmend die Anfragen der Projektsponsoren wegen des mangelnden Projektfortschritts. Die Hauptursache dafür ist in der Regel eine unzureichende Einbeziehung und Zustimmung der Geschäftsorganisation bei der Projektplanung. Ohne ein klares Mandat „von oben“ verbraucht man vorzeitig die intern bereitgestellten Mittel.

Um dieses Problem zu lösen, holen Sie die nötige Projektunterstützung ein, wenn Sie umfangreiche Projektzusagen eingehen. Schaffen Sie Anreize, um das Engagement der Geschäftsteams zu gewinnen, z. B. indem Sie bestimmte Cloud-Vorteile hervorheben oder die interne Kostenverrechnung für Vorreiter eine Zeitlang aussetzen. Beziehen Sie eine Reihe von Führungskräften ein, die das Migrationsprojekt unterstützen und die Projektergebnisse in ihrem Geschäftsbereich verantworten.

Warnsignal 2: Stolpersteine bei der Planung der Migrationswellen

Ein weiteres Anzeichen für eine ins Stocken geratene Cloud-Migration ist, wenn sich die Migrationswellen ständig ändern. Die Entwicklung des Migrationsplans zieht sich über viele Monate hin, wobei die Größe der Migrationswellen unter die erwarteten Schwellenwerte fällt. Projektsponsoren hinterfragen die konservative Herangehensweise des Cloud-Migrationsleiters. Letzterem fällt immer schwerer, den Planungsfortschritt in Zahlen auszudrücken. Die häufigste Ursache dafür sind unzureichende Inventardaten bei der Projektinitiierung. Beispielsweise können Abhängigkeiten wie gemeinsam genutzte Server die Migration einzelner Anwendungen zeitweise verhindern. Infolgedessen rutschen häufig alle betroffenen Anwendungen aus der Migrationswelle heraus. Dadurch wird das Migrationsteam nicht effektiv ausgelastet, was letztlich zu Kostenabweichungen führt.

Um dieses Problem zu beheben, sollten Sie frühzeitig erste technische Gespräche mit den Anwendungsteams einleiten und im Vorfeld der Planung der Migrationswellen eine gründliche, werkzeuggestützte Portfolioanalyse durchführen. Als Nächstes sollten Sie den geschätzten Projektaufwand und -umfang als Projektbasis schriftlich und verbindlich festlegen und einen formellen Prozess zur Änderungskontrolle einrichten, um Abweichungen zu steuern und zu überwachen.

Warnsignal 3: der Migrationsansatz ist je nach Anwendung unterschiedlich

Ein wichtiges Problem im Migrationsprozess liegt vor, wenn der Migrationsansatz von einer Anwendung zur anderen stark variiert. Dies führt zu einer inkonsistenten Migrationsmethodik, bei der die Teams zwischen Architekturentscheidungen häufig schwanken oder unnötige Optimierungen zum Migrationsumfang hinzufügen. Dieses Warnsignal hat erhebliche negative Auswirkungen auf den Migrationsaufwand, da die Skaleneffekte eines stärker industrialisierten Ansatzes nicht erreicht werden. Ein übermäßiger Fokus auf technische Optimierungen mit der Umstellung auf die Cloud verlangsamt den gesamten Migrationsfortschritt und erhöht den Druck auf die Realisierbarkeit des ursprünglichen Geschäftsplans für die Cloud-Migration.

Proaktive Maßnahmen sind hierbei unerlässlich. Legen Sie eine Oberpriorität für Ihre Cloud-Migration bewusst fest, und leiten Sie technische Entscheidungen daraus ab. Definieren Sie die standardmäßigen Migrationsansätze und Zielarchitekturmuster, um eine Grundlage für die Skalierung zu schaffen. Heben Sie den Aufwand für die Neugestaltung komplexer, speziell angefertigter Systeme auf, die erhebliche Änderungen erfordern (z. B. das Neuschreiben Ihrer Mainframe-Anwendungen). Ein konsistenter Entwurfsentscheidungsprozess zahlt sich bereits in den frühen Phasen Ihrer Cloud-Migration aus.

Warnsignal 4: erfolglose Eskalationen

Besondere Obacht ist geboten, wenn der Eskalationsprozess nicht reibungslos verläuft. Symptomatisch hierfür ist, dass Programmsitzungen wie der Lenkungsausschuss bei auftretenden Problemen unwirksam sind und dem Cloud-Migrationsleiter keine weiteren Kanäle zur beschleunigten Problembehandlung bereitstehen. Die häufigste Ursache hierfür sind unzureichende Projektsteuerungsmechanismen. Ein frühes Anzeichen ist, dass hochrangige Führungskräfte von den Sitzungen des Lenkungsausschusses ausgeschlossen werden. Dies macht es jedoch schwieriger, Eskalationen wirksam zu handhaben. Die unzureichende Unterstützung durch Führungskräfte schafft Abhängigkeiten zu anderen Teams. Letztere werden zu externen Engpässen, die den Migrationsprozess verlangsamen.

Um dieses Problem zu lösen, sollten Sie vor dem Projektstart einen umfassenden Kommunikationsplan und eine effektive Programstruktur einrichten. Auf diese Weise stellen Sie sicher, dass den Themen genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird und die richtigen Personen im Raum sind. Vereinbaren Sie nach Möglichkeit beschleunigte Lösungszeiten für Standardanfragen mit Ihren Shared-Service-Teams, z. B. für Firewall-Updates. Auf diese Weise kann Ihr Migrationsteam die Arbeit in agilen Sprints fortsetzen.

Warnsignal 5: spätes Auftreten von Migrationsproblemen

Ein alarmierendes Problem im Migrationsprozess ist das verzögerte Auftreten von Problemen. Dies macht sich durch mehrere Symptome bemerkbar. Wichtige Informationen zum Migrationsfortschritt werden dem Cloud-Migrationsleiter möglicherweise nicht proaktiv mitgeteilt. Man erfährt von Problemen, nachdem sie bereits zu Verzögerungen geführt haben. Dieses Warnsignal ist in der Regel auf fehlende Kontrollmechanismen zur Steuerung des Migrationsprozesses zurückzuführen. Da Probleme nicht umgehend angegangen werden, verlieren die Projektsponsoren das Vertrauen im Projektteam. Der avisierte Projektnutzen droht verfehlt zu werden.

Wirksame Mechanismen zur Migrationskontrolle tragen dazu bei, eine frühzeitige Problemerkennung und eine reibungslosere Migration zu gewährleisten. Einigen Sie sich auf diese bereits zu Beginn Ihrer Cloud-Migration. Hierbei geht es in der Regel um die Festlegung eines effektiven Konzepts für Entwurfsentscheidungen, den Migrationsprozess und die entsprechenden Werkzeuge, die formelle Festlegung einer Projektbasis, die Ernennung von technischen Leitern für die Migrationsteams und die Entwicklung eines effektiven Eskalationspfads.

Fazit

In diesem Blogbeitrag haben wir uns fünf große Warnsignale angesehen, auf die jeder Cloud-Migrationsleiter achten sollte. Sie deuten auf potenzielle Fallstricke, die den Migrationsprozess behindern und damit auch die Nutzenrealisierung. Für eine erfolgreiche Migration ist es essenziell, diese Warnsignale frühzeitig zu erkennen und dagegen zu steuern. Die wichtigsten Erkenntnisse, um den Weg für eine reibungslose Cloud-Migration zu ebnen:

  1. Überprüfen Sie das Migrationsmandat mit der Geschäftsleitung zu Beginn Ihrer Cloud-Migration.
  2. Legen Sie den Migrationsumfang fest und formalisieren Sie die Kontrolle über Projektänderungen.
  3. Leiten Sie die technische Strategie von den übergeordneten Projektzielen ab.
  4. Bauen Sie vom ersten Tag an einen wirksamen Eskalationspfad auf, gemeinsam mit den Fachbereichen auf deren Zuarbeit Sie angewiesen sind.
  5. Vereinbaren Sie wichtige Kontrollmechanismen entlang der Schritte im Migrationsprozess.

Weiterführende Ressourcen

Über den Autor

Rostislav Markov ist Principal Architect bei AWS Professional Services. Als technischer Leiter für AWS Industries unterstützt er Kunden und Partner von AWS bei ihren Cloud-Transformationsprogrammen. Außerhalb der Arbeit verbringt er gerne Zeit mit seiner Familie im Freien, spielt Tennis und fährt Ski.